
Kurzbeschreibung
In Planspielen werden die Teilnehmenden mit einer realistischen Praxissituation konfrontiert, in der sie möglichst kreativ und selbstbestimmt handeln und entscheiden können. Sie übernehmen die Verantwortung für die zeitliche Planung des Lernprozesses, legen die zu erarbeitenden Inhalte und deren Tiefe fest und bestimmen die Handlungsziele und –strategien ihrer Rollen selbstständig [3]. Durch die gemeinsame Reflexion und das Einnehmen von Beobachterpositionen können Entscheidungen und Zusammenhänge reflektiert werden. Die Teilnehmenden diskutieren und begründen ihre Entscheidungen gemeinsam, führen Gespräche und Verhandlungen und werten die Auswirkungen ihres Handelns gemeinsam aus [2]. Es finden mehrere Entscheidungsrunden statt [1]. Abschließend werden die Ergebnisse in einer selbstgewählten Form präsentiert [2].
Inhalt
Beschreibung
Ziel des Methodeneinsatzes
„In Planspielen sollen Teilnehmende durch Simulation einer Praxissituation einen möglichst realistischen und praxisbezogenen Einblick in gezielte Probleme und Zusammenhänge gewinnen, eigene Entscheidungen treffen und Konsequenzen ihres Handelns erfahren“ [2]. Das Handeln findet in einem geschützten Raum statt, ohne dass reale Folge befürchtet werden müssen. Somit wird die unmittelbare Anwendung von neu erarbeitetem Wissen ermöglicht [3]. Planspiele können sowohl Fach- als auch Methoden- und Sozialkompetenzen stärken [2].
Ablauf
- Vorbereitung
Für die Durchführung des Planspiels werden folgende Materialien benötigt:- Fallstudie/Problembeschreibung
- Erläuterungen zum Spielverlauf
- Rollenkarten (Informationen zum Rollenverständnis)
- Ggf. Ereigniskarten/Impulskarten, die spontan in den Handlungsverlauf eingebracht werden können
- Arbeitsmittel (z. B. Büromaterial, Nachschlagewerke, Zugang/Account für Software)
- Spieleinführung
- Vorstellung des Falls/Problems und des Ablaufs des Planspiels, Bereitstellung des Materials
- Klärung von Verständnisfragen
- Einteilung von Arbeitsgruppen
- Informations- und Lesephase
Die Gruppen arbeiten sich anhand des Informationsmaterials in den Fall/das Problem sowie die jeweilige Rolle ein. Die Teilnehmenden sollen ständig Zugang zu relevanten Informationen und zur aktuellen Planspielsituation (durch Info-Blätter, als CBT, Trainer) erhalten, die sie selbst auswählen, filtern und hinsichtlich ihrer Relevanz beurteilen müssen [3]. - Meinungsbildung und Strategieplanung innerhalb der Gruppe
Die Gruppen analysieren gemeinsam die Ausgangsdiskussion und mögliche Handlungsoptionen. Sie entwerfen eine gemeinsame Handlungsstrategie. - Interaktion zwischen den Gruppen
Hier beginnt die eigentliche Spielphase, in der die Gruppen interagieren, miteinander verhandeln, Gespräche führen, etc. Durch den Spielleiter können gezielt Impulse und Veränderungen eingebracht werden. - Vorbereitung eines Plenums/Konferenz
Die Ergebnisse der vorherigen Phase werden zusammengetragen und bewertet. Das gemeinsame Auftreten im Plenum wird besprochen. - Durchführung eines Plenums/Konferenz
Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen werden durch einen Gruppensprecher präsentiert. Die Rollenrepräsentanten sollen einen abschließenden Konsens erarbeiten. Der Spielleiter übernimmt den Konferenzvorsitz. - Spielauswertung
Die Spieler reflektieren den inhaltlichen und formalen Spielablauf. Diese Phase sollte nicht zu kurz kommen, da sie für den Erfolg der Methode entscheidend ist [1].
Arbeitshilfen/Vorlagen
Vorgehen beim strukturierten Problemlösen [3]:
- Zielbildung: Die Gruppe formuliert Handlungsziele (Gesamtziele und kurzfristige Ziele) für die Ausübung ihrer Rolle. Diese sollten regelmäßig abgefragt werden, damit sie nicht außer Acht geraten und um die Reflexion zu fördern [3].
- Planung und Entscheidung: Die Gruppe sollte ihre Entscheidungen gründlich durchdenken und dokumentieren. Folgende Leitfragen können die Reflexion unterstützen: Was würde passieren, wenn keine Handlung erfolgt? Welche erwarteten Folgen hat die Entscheidung? Erst im Anschluss sollte die Ausführung der Entscheidung erfolgen [3].
- Kontrolle und Auswertung: In dieser Phase analysiert die Gruppe die Erreichung ihrer Ziele und begründet die Abweichungen von SOLL und IST. Wenn es wenig Abweichungen gibt, können die Gruppen ermuntert werden, neue Ziele zu formulieren [3].
- Information: Die Lernenden teilen ihre Erfahrungen und ihr neu erworbenes Wissen mit den anderen Teilnehmenden und können dabei die Funktion eines Lehrenden übernehmen [3].
Abb. 1: Vorgehensweise beim Planspiel (nach [3])
Stolpersteine
Es besteht die Gefahr, dass die Lernenden ihre Entscheidungen nur intuitiv und nach einem Versuch-Irrtum-Prinzip treffen. Dadurch können sie die simulierten Zusammenhänge nur unzureichend verstehen. Die Problemlösungsprozesse sollten daher betreut werden und eine Einführung in das Vorgehen beim strukturierten Problemlösen gegeben werden [3].
Rolle des Lehrenden
Der Lehrende hat eine große Verantwortung bei der Vorbereitung des Materials und der Konzeption des Szenarios. Während des Planspiels kommt ihm die Rolle eines Moderators zu. Er lässt die Teilnehmenden selbstständig arbeiten und greift nur bei expliziten Rückfragen ein [2].
Zusätzliche Informationen
„Entscheidend für Planspiele ist eine relativ freie Ziel- und Zeitvorgabe. So wird den Teilnehmenden eine Lernumgebung geschaffen, die sich insbesondere durch Gruppenautonomie, selbstständige Erarbeitung von fachbezogenem Wissen, Flexibilität, Interaktion, Hypothesenbildung, Offenheit, Ungewissheit und nicht zuletzt einer „Quasi-Realität“ auszeichnet“ [2]. „Die Spielleiter trauen den Teilnehmern etwas zu und räumen ihnen damit große Freiräume ein. Diese zeichnen sich z.B. durch das Zulassen von Fehlern und Lernumwegen aus“ [2].
Quellen
- Riedl, A. (2012). Interaktive Lehr-Lern-Methoden: Fallstudie, Rollenspiel, Planspiel, Zukunftswerkstatt und Szenario. In: L. Korneeva (Hrsg.): Aktuelle Fragen des Fremdsprachenunterrichts, der interkulturellen Kommunikation und der Fachrichtung Übersetzung an der Hochschule. Sammlung von Beiträgen zur internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz. Jekaterinburg: Uraler Föderale Universität, S. 104–114. http://www.bpaed.edu.tum.de/fileadmin/tueds02/www/pdfs/publikationen/riedl/2012riedlinteraktllmkorneeva.pdf [letzter Zugriff: 01.03.2017].
- Reich, K. (Hrsg.) (2007). Leittextmethode. http://methodenpool.uni-koeln.de/download/leittexte.pdf [letzter Zugriff: 03.02.2017].
- Espe, C. (2003). Planspiele und CBTs als Methoden selbstgesteuerten Lernens. In: U. Witthaus (Hrsg.): Selbst gesteuertes Lernen. Theoretische und praktische Zugänge. Wissenschaft/Praxis-Dialog Weiterbildung. 10. Bielefeld: Bertelsmann, S. 193–208.
Rahmenbedingungen
Dimensionen | Selbstgesteuert | Fremdgesteuert | |||
Lernziele | |||||
Lerninhalte | |||||
Lernzeiten | |||||
Lernort | |||||
Lernerfolgsprüfung | |||||
Lernmaterial | |||||
Lernpartner |
Gruppengröße
Benötigte Zeit
Unterstützung der Lernphase
Digitale Werkzeuge zur Umsetzung der Methode
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